"La Strada" 2014
(Texte © by "LaStrada, Graz")
"das dorf"
theater t´eig (at)
Der Mensch, der vom Land in die Stadt zieht, nimmt sich sein Dorf gerne mit; denn das Dorf ist wieder angesagt - solange es sich in der Stadt befindet. Egal ob in New York oder St. Pölten, der Neu-Städter schafft sich sein "Grätzel" oder seine "hood", seinen persönlichen Mikrokosmos. Das freie Grazer Theater t´eig nimmt in einer Koproduktion mit La Strada sein Publikum mit auf diese Reise vom Land in die Stadt, versetzt das obersteirische Weißenbach in die Murmetropole und inszeniert dabei das urbane Konzept dörflichen Lebens als Theaterstück. Das Publikum kann am Land und in der Stadt dabei sein und sich frei in dem jeweiligen Ort bewegen. Und alle gemeinsam werden eine Uraufführung erleben, die garantiert wenig mit konventionellem Theater zu tun hat.
"igor hagard"
pierre sauvageot & lieux publics (fr)
Wie klingt eine Eisenbahn-Symphonie? Wenn Pierre Sauvageot sich ihrer annimmt, ein bisschen wie Strawinskis "Frühlingsweihe", ein bisschen wie der Grazer Hauptbahnhof und ein bisschen mehr wie ein Werk des französischen Künstlers, den das La Strada-Publikum schon vor zwei Jahren lieben gelernt hat, als er am Schöckl den Wind dirigierte. Für seine 31-minütige Symphonie hat er den Klang dieses Ortes des Aufbruchs mit Strawinskis Musik verwoben, jenes Stück re-inszeniert, das symbolisch für das Industriezeitalter steht. Erhalten bleiben Partitur und Dynamik, dazu kommen aber all die Geräusche, die derjenige hört, der auf einem Bahnsteig einen Moment der Muße erlebt: das Quietschen der Bremsen, die Lautsprecher-Durchsagen und das Stimmengewirr der Reisenden. Ein Sakrileg? "Strawinkski würde es uns vergeben und die Hommage an ihn erkennen", sagt Sauvageot.
"tape riot"
asphalt piloten (ch)
"Uns interessiert die Textur einer Bushaltestelle, der Geruch einer Parkbank und die Flüchtigkeit einer Straßenecke", beschreiben die Asphalt Piloten ihren Zugang zur Stadt, zum öffentlichen Raum, in dem sie plötzlich und unerwartet auftauchen und genauso schnell auch wieder verschwinden. In Graz werden die Schweizer Künstler um Anna Anderegg in ihrer Performance "Tape Riot" mit schwarzem Klebeband Linien und Perspektiven auf vertrauten Strassen und Plätzen ziehen, neue Räume schaffen, diese spielerisch und tänzerisch verändern, fremde Klänge mit bekannten Tönen und Geräuschen mischen und die Passanten vor die Frage stellen, ob das alles echt und vor allem normal ist. Und ob sich durch die Aktion gar der Blick auf die Dinge geändert hat und somit alles Ansichtssache ist. Und sie werden wieder untergetaucht sein, ehe der erste Zuschauer eine Antwort darauf findet.
"la verità"
compagnia finzi pasca (ca/ch)
Wenn sich der Bühnenvorhang für die La Strada-Premiere 2014 in der Grazer Oper hebt, dann gibt er den Blick frei auf einen anderen, ganz besonderen Vorhang: ein lange verschollenes Original Salvador Dalís, das dieser in den 40er Jahren in New York gemalt hat - und das Daniele Finzi Pasca nun für seine Produktion "La Verità" überlassen wurde. Aber dieses Kunstwerk ist nicht die einzige Kostbarkeit, die dem Zuschauer zuteil wird. Mit "La Verità" will das Ensemble die Technik der unsichtbaren Geste und des Zustands der Leichtigkeit des "Teatro della Carezza" weiter vertiefen - und das gelingt ihm mit einer opulenten Kombination aus wunderschönen Bühnenbildern, moderner Akrobatik und zeitgenössischem Tanz. Ein berauschendes Fest für alle Sinne; mit Bildern, die noch lange nachklingen, auch wenn der Vorhang sich wieder vor Dalís Kunstwerk gesenkt hat.
"friktion lend - blaue zone"
int. tanzkollektiv der ig tanz (at)
Der balzende australische Seidenlaubenvogel gestaltet sein Revier gern blau - und wie man sich das vorstellen darf, zeigt die assoziationsreiche Bilder- und Bewegungsgeschichte "Friktion Lend - Blaue Zone", die die Tänzer des Tanzkollektives der IG Tanz am Spielplatz Volksgarten aufführen. Eine lockende, lustvolle, verführende Performance, die ein buntes Szenario von Kulturen kreiert, Freiräume schafft und Barrieren überwindet. Eine zeitgenössische Auseinandersetzung, die den Zuschauern ein Strahlen entlockt und eine neue Farbe in den steirischen Sommer bringt.
"rien à dire"
leandre (es)
Die Rolle eines Clowns ist es, ein Loch zu schaffen, das uns die Menschheit aus einer anderen Perspektive betrachten lässt. Der spanische Straßenkünstler Leandre ist ein Großmeister im Schaffen dieser Löcher, durch die während seiner 16 Jahre auf Europas Straßen und Bühnen schon unzählige neugierige Augen geblickt haben. Diesen Sommer wird er mit seinen beiden Performances "Rien à dire" und "No se" diese faszinierenden Löcher in Graz, Weiz und Stainz aufmachen, wenn er mit seinen berührenden, poetischen und unerwarteten Auftritten das Publikum nicht nur zum Lachen bringt. Wer sich auf Leandre einlässt, kann von ihm gefüttert, umarmt und fallweise auch - mehr oder weniger zärtlich - geküßt werden. Vor allem aber kann er lachen und durch dieses unendlich spannende Loch blicken, auf dessen anderer Seite die Menschheit ist.
"rumpelstilzchen"
theater auf der zitadelle (de)
Was gibt es doch für kleine böse Männchen, gute Prinzessinnen, gierige Könige, schlaue Mäuse, dumme Müller und schöne Töchter - zum Glück! Denn in der Koproduktion "Rumpelstilzchen" von Anna Fregin mit dem Theater Zitadelle und La Strada wird jeder dieser Charaktere in einer ganz besonderen Puppe zum Leben erweckt. Und lässt damit die alte neue Geschichte wieder lebendig werden, die vor vielen Jahren auf jeden Fall, wahrscheinlich, vielleicht, wirklich passiert ist. Eine Märchenstunde für Eltern, die sich so gut benommen haben, dass ihre Kinder sie mitnehmen.
"anton, luka und benjamin"
theatre fragile (de/fr)
Wenn sich kleine Kisten in wilde Tiere verwandeln, zu kollidierenden Rennautos und dann zu Burgen aus Stein und Stahl werden, darf davon ausgegangen werden, dass man die Welt des Spiels betreten hat. Aber wer bestimmt, was wann gespielt wird und mit wem? Fragen, vor denen nicht nur die Erwachsenen stehen. Die Künstler des Theatre Fragile machen mit Schauspiel, Artistik und Objekttheater ihren Zuschauern jeden Alters erfahrbar, dass Freundschaft Aufmerksamkeit, Offenheit und Zusammenhalt braucht. Und außerdem ganz viel Spaß.
"nola second line"
zygos brass band (fr)
Viel lustiger geht Jazz nicht: Eine Blaskapelle mit HipHop-Tänzern, die sich der Tradition der "Second Line" in New Orleans - NOLA, wie die Einwohner ihre Stadt nennen - verschrieben hat. Diese zweite Reihe einer Parade folgt dem "ernsten" vorderen Teil, hat weder Genehmigung noch Programm und schon gar keine getragenen Melodien. Hier geht es darum, zu tanzen und Spaß zu haben, und das ist auch das Anliegen der Zygos Brass Band: Improvisation ist ihre Devise, Anpassung an die Umgebung ihre Religion und sie zu verpassen ein großer Fehler!
"cooperatzía - le chemin"
le collectif g. bistaki (fr)
Wenn Ausnahmeartisten ihre Kunst so weit perfektionieren, dass die Grenzen zwischen Körpersprache, Installation, Tanz und klassischen Zirkustechniken völlig verschwimmen; wenn man erst auf den zweiten Blick erkennt, dass hinter fliegenden Handtaschen Jonglagetechniken stehen, die sich bis zur Unkenntlichkeit vom Herumwirbeln dreier Gegenstände entfernt haben; wenn man ungläubig zuschaut, wie der Dominoeffekt mit Dachziegeln funktioniert - und zwar die Stiegen aufwärts: Dann befindet man sich in einer Performance des Collectif G. Bistaki. Den fünf französischen Jongleuren, Tänzern und Schauspielern gelingt es, Geschichten in Bildern zu erzählen und eine surreale Welt an einem gewöhnlichen Ort zu erschaffen. In Graz wird das heuer das Gelände der Technischen Universität in der Inffeldgasse sein - auch wenn sich der alltäglichen Verwendung dieses Ortes während der Performance wohl niemand mehr bewusst sein wird.
"the speakers"
thor mcintyre-burnie (gb)
Thor McIntyres Projekt "The Speakers" hat seinen Ursprung in den unzähligen Twitterstimmen, mit denen sich die Menschen auf den besetzten Plätzen während des arabischen Frühlings Gehör verschafften. Für La Strada wird der britische Künstler seine Installation noch um eine historische Dimension erweitern: Gemeinsam mit einem Team des Instituts für Geschichte der Uni Graz lässt McIntyre bisher ungehörte Stimmen aus dem 1. Weltkrieg lebendig werden. Aus Briefen, Tagebüchern, Leserbriefen und Vereinsnachrichten dieser Zeit haben Historiker herausgefiltert, was Kinder, Frauen und Männer zu sagen hatten, denen bisher kaum Gehör geschenkt wurde. "The Speakers" ist eine Installation, die Realitäten anderer Personen und ihrer öffentlichen Räume mit den unseren vermischt - um uns alle zu aufmerksameren Zuhörern zu machen.
"no se"
leandre (es)
Die Rolle eines Clowns ist es, ein Loch zu schaffen, das uns die Menschheit aus einer anderen Perspektive betrachten lässt. Der spanische Straßenkünstler Leandre ist ein Großmeister im Schaffen dieser Löcher, durch die während seiner 16 Jahre auf Europas Straßen und Bühnen schon unzählige neugierige Augen geblickt haben. Diesen Sommer wird er mit seinen beiden Performances "Rien à dire" und "No se" diese faszinierenden Löcher in Graz, Weiz und Stainz aufmachen, wenn er mit seinen berührenden, poetischen und unerwarteten Auftritten das Publikum nicht nur zum Lachen bringt. Wer sich auf Leandre einlässt, kann von ihm gefüttert, umarmt und fallweise auch - mehr oder weniger zärtlich - geküßt werden. Vor allem aber kann er lachen und durch dieses unendlich spannende Loch blicken, auf dessen anderer Seite die Menschheit ist.
"kaiser joseph II. und die bahnwärterstochter"
wolfram berger & christian bakanic (at)
Das Drama beginnt am Bahnhofshäuschen von Wuzelwang am Wuzel, als der Teuxelsieder Franz vom Bockerlklauben zurück kommt, und sein zukünftiger Schwiegervater ihn auffordert, die Eisenbahner zusammen zu rufen, um gemeinsam wildern zu gehen. Als nun just in Abwesenheit fast aller Eisenbahner der Kaiser und der Kanzler eintreffen, ein Wildschütz mit einer toten Gams auftaucht, das Nozerl ohnmächtig in die Arme des Kaisers sinkt und ein Mörder seine Chance für einen Anschlag auf seine Durchlaucht wittert, überschlagen sich die Ereignisse; bis die Briten auftauchen und erklären, dass das alles gar nicht stattgefunden hat. Wolfram Berger inszeniert diese "dramatische Stimme aus Innerösterreich" mit Musik von Christian Bakanic nach dem parodistischen Spiel mit Musik in einem Akt von Fritz von Herzmanovsky-Orlando - und der Kaiser sieht das übrigens alles ein.
"klaxon"
compagnie akoreacro (fr)
Fünf Musiker, sechs Artisten und ein panisch gewordenes Klavier: Unter dem Himmel des großen Zeltes von Akoreacro trifft klassische Akrobatik auf zeitgenössische Interpretation, werden die Grenzen des Machbaren ausgelotet, die Realität mit der Fantasie konfrontiert - und das alles in einem unglaublich rasanten Tempo. Zehnmal wird das französische Künstlerkollektiv, das bereits vor zwei Jahren sein Grazer Publikum beim Cirque Noël atemlos zurückgelassen hat, heuer während La Strada seine Koproduktion vorstellen, die Österreich-Premiere inklusive. Veranstaltungsort ist der Augarten, wo neben dem Zelt auch die Caravans zu finden sein werden, in denen die Künstler während des Festivals leben.
Österreich-Premiere.
"moving chairs"
nota bene & eddie luis (at)
Das ist nichts für Sesselkleber, auch wenn Stühle als Hauptdarsteller in Eddie Luis´ "Moving Chairs" fungieren. Denn hier wird gegangen, gelegen, gestanden und gesungen, finden sich Stühle in Bewegung, Menschen auf Sitzen, Menschen auf Stühlen und verliebte Stühlchen im Sesselaufstand. Außerdem sorgt der fast 40-köpfige Chor Nota Bene für die Neudefinition des chorischen Sitzens - und der Grazer Multiinstrumentalist, Dirigent, Sänger, Arrangeur und Komponist Eddie Luis sorgt mit Liedern, Sprechgesang und Sprechtext dafür, dass hier niemand zuviel Sitzfleisch entwickelt.
"les bâtîsses soeurs d´éphémères - workshop"
olivier grossetête (fr)
Ein Tag ist kein allzu langer Zeitraum, um ein Haus zu bauen. Der französische Künstler Olivier Grossetête lädt die Grazer dazu ein, in eben dieser Zeitspanne ein flüchtiges Gebäude aus Karton und Klebeband zu errichten. "Les bâtisses soeurs d´éphémères" nennt er dieses neue Haus, das sich bis zu 20 Meter über den altbekannten Boden der Stadt erheben kann. Ein grandioses Luftschloss, das für einen Moment die Wahrnehmung der aktuellen Stadt verändert, neuen Raum schafft, an dem gelebt, gedacht, gestaltet und gefeiert wird. Aber "Éphémère" bedeutet auf französisch Eintagsfliege - und so wird das flüchtige Gebäude am nächsten Tag nur noch Erinnerung sein, und zu dessen spektakulärem Ende werden wiederum viele Menschen und Bewohner beitragen.
"les bâtîsses soeurs d´éphémères"
olivier grossetête (fr)
Ein Tag ist kein allzu langer Zeitraum, um ein Haus zu bauen. Der französische Künstler Olivier Grossetête lädt die Grazer dazu ein, in eben dieser Zeitspanne ein flüchtiges Gebäude aus Karton und Klebeband zu errichten. "Les bâtisses soeurs d´éphémères" nennt er dieses neue Haus, das sich bis zu 20 Meter über den altbekannten Boden der Stadt erheben kann. Ein grandioses Luftschloss, das für einen Moment die Wahrnehmung der aktuellen Stadt verändert, neuen Raum schafft, an dem gelebt, gedacht, gestaltet und gefeiert wird. Aber "Éphémère" bedeutet auf französisch Eintagsfliege - und so wird das flüchtige Gebäude am nächsten Tag nur noch Erinnerung sein, und zu dessen spektakulärem Ende werden wiederum viele Menschen und Bewohner beitragen.
"scale 1:5"
hoppart (hu)
"Fünf Schauspieler - eine Stadt, fünf Klänge - eine Stimmung, fünf Richtungen - ein Gefühl": Die Künstler der ungarischen Theatergruppe HOPPart erobern die Stadt im Verhältnis eins zu fünf. Mit stimmgewaltig vorgetragenen A-Capella-Versionen von Popmusiklassikern überraschen die Absolventen der Ungarischen Theater Akademie auf Stiegen, Plätzen und Bänken und lassen Passanten zu Zuschauern eines experimentellen, zeitgenössischen Musiktheaters werden.
"open dance"
La Strada l&quml;dt zum Tanz, sperrt den Verkehr und verändert den Rhythmus der Stadt drei Tage lang von Grund auf. Bewegte Nächte erwarten die Grazer beim "Open Dance", wenn sich in Kooperation mit der "Tango-Baustelle Graz" unter freiem Himmel die Straße in einen Tanzboden samt Livemusik verwandelt. Am dritten Abend gibt es mit Christian Bakanic und Mala Junta eine spannende Kombination aus argentinischem Tango und europäischer Volksmusik.
"abschlussfest"
the merry poppins (at)
Irgendwann muss auch mal Schluss sein! Bei La Strada heuer ziemlich genau am 9. August um 22 Uhr, wenn das große Abschlussfest im Lesliehof beginnt. Dann können die Künstler, das Publikum und die Organisatoren sich nur noch von der winzig kleinen Auswahl musikalischer Stilrichtungen bewegen lassen, die "The Merry Poppins" im Repertoire haben. Denn außer Klezmer, R&B, Swing, Dixie, Reggae, Ska, Balkan Pop, Jive, Polka, Ragtime, Country und Jazz hat die österreichische Band kaum etwas zu bieten - aber irgendwann muss eben auch einmal Schluss sein!
Alle Fotos wurden von "Martin Hauer (www.foto-hauer.at)" erstellt und stehen unter einer
Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung 3.0 Unported Lizenz.
Über diese Lizenz hinausgehende Erlaubnisse können Sie unter license(at)foto-hauer.at erhalten.