"La Strada" 2011

  Von 29. Juli 2011 bis 6. August 2011 ging in Graz das internationale Festival für Straßenkunst und Figurentheater - "La Strada" - über die Bühne.

(Texte © by "LaStrada, Graz")

"via!"

les clandestines - (fr)

  Sie erzählen von der Liebe, vom Abschied, von der Arbeit, von Unterdrückung, vom Tod und vom Heimweh: Italienische Volkslieder zielen mitten ins Herz. Angeblich hat ihnen die bewegte Geschichte des Landes diese besondere Kraft verliehen.
  Dem gehen "Les Clandestines" in diesem Projekt nun nach. Sie scheinen diese Lieder nicht zu singen. Sie leben sie vielmehr aus: So werden ihre Streifzüge durch die Stadt zur musikalischen Reise in die Landschaften der Seele. Dabei kosten die stimmgewaltigen Frauen Humor und Poesie dieses Liedguts in vollen Zügen aus.
  Zum Mitgehen, -singen, -lachen, -weinen!

"barco de arena"

claire ducreux - (fr)

  Als Tänzerin braucht Claire nicht viel, um die Welt zum Schwingen zu bringen. Hier setzt sie die Segel auf einem Halbrund aus Metall und begibt sich auf eine Reise durch die Lüfte - unter anderem, denn Claires Bootsfahrten und Brückenschläge führen in vielfältige Landschaften weitab des Alltags, wo die Traurigkeit zum Dünger des Überschwangs wird, wo die Verlassenheit mit dem Humor tanzt und die Zärtlichkeit mit dem Zweifel.
  Schwerelose Street-Dance-Performance, gewürzt mit wohldosierten Tollpatschereien: wunderschön, hoch emotional und ziemlich lustig.

"rondafonio"

factoria circular - (es)

  Es ist wirklich total simpel: Man muss bloß ein Riesenrad bauen, sagen wir: vier bis fünf Meter hoch. Daran montiert man Räder, damit man damit durch die Stadt fahren kann. Und natürlich darf man nicht vergessen, mittendrin Platz für drei Musiker einzuplanen. Zum Beispiel für einen Gitarristen, einen Saxophonisten und einen Drummer (komplettes Schlagzeug inklusive).
  Und während das Rad sich dreht, machen die drei dann Musik, die fährt: richtig geilen Funk und so. Total simpel, wie gesagt. Und es geht dabei auch noch richtig rund.

"re:locations"

samson ogiamien - (at)

  Der Fluss und seine Ufer als Symbole des Übergangs:
  Auf beiden Seiten der Mur setzt Samson Ogiamiens Installation Re:Locations die Stadien einer Migration in Szene, beschreibt das Stranden in der Fremde und die Anstrengungen der Identitätssuche im Zwiespalt von Herkunft und Ankunft.
  Eigene Erfahrungen von Exil, Verlust, Neubeginn verarbeitet Ogiamien in sechs Skulpturen, die er am Ufer und am Rand des Flusses positioniert: Mitten in der Stadt, dort, wo traditionell das bürgerliche und das vorstädtische Graz des linken und des rechten Murufers aufeinandertreffen, wird so das globale Phänomen migrantischer Erfahrung sichtbar.

"the green man"

adrian schvarzstein - (es)

  Straßentheater im besten Sinn, reichlich Improvisation und Interaktion mit dem Publikum und jede Menge Slapstick zeichnen die Show "The Green Man" aus: der freundlichste Alien aller Zeiten landet in Graz ... One-Clown-Show der Spitzenklasse!

"nal boa"

ex nihilo - (fr)

  Der öffentliche Raum als Arbeitsplatz: Zeitungsverkäufer, Musikanten, Würstlmänner - die kriegen das hin. Aber dass man auch zeitgenössischen Tanz auf der Straße zeigen kann, das beweisen eigentlich nur Ex Nihilo.
  Ihre facettenreichen Erzählungen von Zeit und Raum erreichen nun in "Nal Boa" einen neuen Höhepunkt: Hier trifft Asien auf Europa, eine diskrete Tanztradition auf das extrovertierte Spiel zwischen Gruppe und Individuum. Und setzt die Stadt körperlich, spontan und höchst beziehungsreich in Szene.

"l´enterrement de maman"

cacahuète - (fr)

  Die pralle Lust an der Grenzüberschreitung, die diebische Freude am Skandälchen: Niemand hat das so kultiviert wie die schlimmen Finger von Cacahuète.
  Seit 25 Jahren überrumpeln die Paradekomödianten nichtsahnendes Straßen- publikum mit sacht entgleisendem Pomp und Trara, als unartige Schaufensterpuppen oder per Trauerzug, bei dem man Tränen lacht.
  Zum Silberjubiläum der legendären Bestattungsaktion kehren Cacahuète nun endlich nach Graz zurück: "Nirgendwo hat das so schön funktioniert wie hier", so die treuherzige Beteuerung.

"titanic"

theater titanick - (de)

  Im technischen Zeitalter sind die Apokalypsen vom Menschen gemacht. Schon zu seinem Beginn, im April 1912, war das so. 99 Jahre später wiederholt sich die schicksalhafte Begegnung der Titanic mit dem Eisberg in einem funkensprühenden Theaterinferno - Live-Musik inklusive. Feuer- und Wassereffekte begleiten den ersten und letzten Weg des Luxusliners, der wie im Zeitraffer aus einem Gewirr von Schläuchen und Röhren wächst.
  Beim Staffellauf mit Pomp und Trara bemerkt keiner den komischen Rumpler - als einziger erkennt der Maschinist die nahende Katastrophe. Bloß sind unpraktischerweise alle anderen an Bord mit Festschmaus, Sekt und den Dekolletes der Damen beschäftigt. Flott gerät so die luxuriöse Party zur prachtvollen Orgie des Untergangs mit ausgelassenen Passagieren und feierfreudiger Besatzung, hinkenden Märschen und Feuer im Maschinenraum.
  Für La Strada markiert das wunderbar räudige Spektakel ein Revival der großen Abschlussproduktion: starker Abgang!



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