"La Strada" 2010

  Von 30. Juli 2010 bis 7. August 2010 ging in Graz das internationale Festival für Straßen- und Figurentheater - "La Strada" - über die Bühne.
  Die Stadt als soziales Gefüge, als kreativer und rekreativer Raum wird im Alltag kaum thematisiert. Das ist Sache der Kunst - und seit 13 Jahren auch ein Hauptanliegen von La Strada.

(Texte © by "LaStrada, Graz")

"faces & places"

studio percussion graz - (at)

  Burkina Faso, Venezuela, Brasilien, Kuba: Das sind nur vier Herkunftsländer der insgesamt 11 Musiker aus 6 Nationen, die im Musikland Österreich ihren künstlerischen Standort neu vermessen müssen. Wie nimmt die Gesellschaft Einfluss auf ihre künstlerische Entwicklung, wie nehmen wir ihre Arbeit wahr?
  "Faces & Places" unter der künstlerischen Leitung von Günter Meinhart unternimmt den Versuch, diesen Lebenswegen nachzugehen.
  Aus der biografischen Dokumentation wird eine Bühnenshow entwickelt, deren Klang- und Bildskulpturen in ein Tanzfest münden.

"figures libres"

komplexkapharnaüm - (fr)

  Gibt es die Geschichte nur in den Geschichten? KompleXKapharnaüM, auch hier schon gut für ihre vielschichtigen Erkundungen städtischer Verhältnisse bekannt, setzen mit "Figures Libres" die große Historie in Beziehung zu den "kleinen" Lebensgeschichten der Menschheit. Ihr Parcours beschreibt vom Volksgarten aus die ganze Stadt - und dazu die Höhen und Tiefen der menschlichen Existenz in Bildern, Klängen, Objekten, Zitaten. So wird von Graz und der Welt erzählt.

"torpedo swing"

dynamogéne - (fr)

  Die Großmeister des Slapstick haben einen neuen Zauberkasten im Gepäck: Sieht aus wie vom Opa handgestrickt und lädt ein zur Entdeckungsreise ins Wunderland der mechanischen Archäologie. Eine explosive Sensation bahnt sich an, wenn die beiden schrulligen Herren ihre Torpedoschaukel in Gang bringen. Und ein schreckliches Geheimnis birgt sie auch noch: Ihr Erfinder hat sich mit dem Teufel eingelassen und einen satanischen Rhythmus entdeckt: Er heißt Rock´n´Roll und beherrscht die Maschine noch immer. Allerfeinstes Straßentheater für Liebhaber grandioser Spinnereien.

"s´nullerl oder a ganze welt für sich"

culturcentrum wolkenstein - (at)

  Mehr als 100 Jahre hat Carl Morrés Stück auf dem Buckel, gespielt wird es noch immer gern. Und das, obwohl sein Grundmotiv - die Altersversorgung von Dienstboten in der Zeit vor der Sozial- und Pensionsversicherung - heute kein Thema mehr ist. Oder doch irgendwie? In der so behutsamen wie unartigen Adaption durch Steinbauer/Dobrowsky und die Theatergruppe Stainach wird die Komödie kräftig aufgefrischt und das Heute mit der gar nicht so entrückten Vergangenheit konfrontiert. Volkstheater im besten Sinn? Gwiss ano!

"chez leandre"

leandre - (es)

  Zwischen Tür und Angel hat sich im übertragenen Sinn jeder schon einmal befunden. Was aber, wenn das ganze Leben ständig in Schwebe ist? Leandre, erklärter Liebling des Grazer Publikums, reist diesmal mit nichts als einer Tür im Gepäck an. Die braucht er zum Überschreiten von Schwellen. Sowie zum Nachdenken über Heimat und Besitz, Rückzug und Zuwendung. Straßentheater, das mit den Mitteln theatralischer Poesie und clownesker Introspektion von großen Dingen und kleinen Malheurs erzählt.

"comeback"

los2play - (es)

  Im Zirkus bleibt die Zeit nicht stehen. Im Gegenteil: Die Herrschaften, die hier ihr Comeback feiern, haben nach Jahrzehnten ihr Image runderneuert und kehren in alter Frische und mit neuen Kräften auf die Bühne zurück. Vier Akrobaten aus der glorreichen Vergangenheit treten noch einmal an, um der Welt ihre unnachahmliche Kunst zu zeigen. Oder, Moment: Waren es vielleicht nur drei? Egal, sie halten auf jeden Fall zusammen wie Pech und Schwefel. Und zeigen mit viel Übermut, Energie und unglaublicher Kunstfertigkeit, wie mühevoll es sein kann, immer auf Höhe der Zeit zu bleiben.

"pantin, c´est l´heure"

compagnie lug - (fr)

  Manchmal braucht es nur einen Träumer, um die Welt lebendig zu machen. So einen wie diesen scheuen, tollpatschigen Clown, der so gern ein weltberühmter Tänzer wäre. Und dessen Sehnsucht ihn an einen Ort trägt, an dem ein Dutzend Charaktere darauf brennt, von sich erzählen zu dürfen. Frauen, Männern, Bewohnern aller möglichen Epochen haucht der grandiose Maskenspieler und Pantomime Jean-Michel Debarbat Leben ein und fügt ihre Geschichten zu einer eindringlichen Collage, poetisch, aufwühlend, radikal leibhaftig. Und fantastisch gespielt sowieso.

"die alte und das biest"

theater meschugge - (fr/de)

  Wer auf der Straße spielt, findet seine Mitspieler an den seltsamsten Orten. Ilka Schönbein zum Beispiel hat einen kleinen Esel aus dem Wasser gezogen, der aus einem Märchen geflüchtet ist. Nun versucht sie ihm das Lautespielen beizubringen. Und wäre da nicht der Tod, der plötzlich unaufgefordert eine fast unangenehme Vertraulichkeit mit der Künstlerin entwickelt: Der Esel wäre auf der Bühne längst Solist. So aber verquickt Schönbein Puppenspiel, Schauspiel und Tanz zu einer zauberisch-bizarren Meditation über das Leben und das Sterben. Poetisch, atemberaubend kunstvoll in Szene gesetzt.

"glisssssssssendo"

ulik & le snob - (fr)

  Straßenkunst geht neue Wege - hier wird sie gut versteckt zur Hightech-Show: Das choreografische Instrument dieser fantastischen Street-Performance bringt neun Künstler wie von Geisterhand gesteuert zum Schweben. Wie Wesen von einem anderen Stern gleiten sie über den Asphalt. Und machen Musik, die man so noch nie gehört hat: Philip Glass und Michael Nyman im Dixielandstil! Das fetzt. Und fügt sich zu einem menschlich-maschinell-musikalischen Gesamtkunstwerk, eigentümlich vorbildlos und faszinierend. Dabeisein ist alles.

"himmel in sicht"

theatre fragile - (de)

  Der alte Mann teilt das Menschenmeer. Die Figur kennt man aus Hemingways berühmter Novelle - so aber war diese Geschichte noch nie zu erleben. Das Theatre Fragile malt dieses Sinnbild für den immerwährenden Kampf des Menschen mit der Natur und seinem persönlichen Schicksal zu einer schillernden Parabel über das Leben und das Altern aus. Ein Schwertfisch auf Stelzen, ein rollendes Boot und Filmprojektionen an den Häuserwänden des Ozeans, den wir Stadt nennen, erzählen von den Dingen des Lebens: von Mut und Würde, von Zukunft und Vergangenheit. Und von der Möglichkeit der Begegnung und Freundschaft über alle Lebensphasen und Veränderungen hinweg.



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